Zürich West - Die Lebenswerte Stadt

Zürich West ist ein geschichtsträchtiger Ort. Die Industrie, die bis Ende des letzten Jahrhunderts dort angesiedelt war, ist stark mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Stadt verknüpft. Seit den 90er-Jahren wurde das ehemalige Industriequartier zu einem Trend- und Gewerbequartier umstrukturiert. Unzählige Architekt*innen und Planer*innen haben sich in den letzten Jahren mit diesem Ort auseinandergesetzt. Entstanden ist ein neuer Stadtteil, der ganz unterschiedliche Qualitäten aufweist. So ist es aus unserer Sicht Zeit, um innezuhalten und über den Tellerrand hinauszublicken. Was ist gelungen? Was weniger? Und vor allem: Wie kann man Zürich West weiterentwickeln und dem Quartier mehr Lebensqualität geben, obwohl es scheinbar zu einem großen Teil „gebaut“ ist?

Die vorliegende Masterthesis befasst sich mit der Idee der Lebenswerten Stadt. Diese wird sowohl spezifisch, in Form eines städtebaulichen Entwurfs für Zürich West und Altstetten Nord als auch generisch, bzw. allgemeingültig (in Form von städtebaulichen und planungsrechtlichen Prinzipien) formuliert. Ein integraler Bestandteil des Entwurfs ist das Kommunikationskonzept (Stakeholder- und Experteninterviews, öffentliche Veranstaltung), welches uns erlaubt, mit der städtischen Realität in Kontakt zu treten. Die Masterthesis beinhaltet auch Änderungsvorschläge für die Stadtplanung. Diese legen dar, welche Hebel und Weichen in den Planungsprozessen gestellt werden sollen, damit die im Entwurf dargestellten Vorstellungen im Kleinen entstehen können.

Aufbauend auf einer ausführlichen Analyse wurde eine städtebauliche Vision entwickelt. Zürich West und Altstetten Nord werden zu einem Stadtteil verbunden. Dies wird einerseits über die Weiterführung der bestehenden Energielinien, die vom Stadtzentrum in das Planungsgebiet führen, und andererseits mittels des Rückbaus der Autobahn (SN 1.4.1) erreicht. Wohn- und Arbeitsgenossenschaften wirken als wichtige Treiber für die Entwicklung der freiwerdenden Flächen und der neuen Stadtstrukturen. Die geschaffene städtebauliche Situation fügt sich harmonisch in die bestehende Stadtstruktur ein. Durch die diversen Hochpunkte knüpft der Entwurf an die bestehende plurale Morphologie der beiden Stadtquartiere an und führt die Stadtsilhouette in einheitlicher, gleichzeitig poröser Form weiter. Der aufgelöste Block schafft den Sprung von der grossmassstäblichen Setzung des Bestands hin zu feinkörnigeren Strukturen, ohne dabei das Prinzip der Pluralität der Morphologie zu konterkarieren.

Wichtiger Bestandteil der Vision ist der Rückbau des Autobahnausläufers (SN 1.4.1) zu einer Stadtstrasse. Im Abschnitt zwischen der Europabrücke und dem Hardturmstadion ist dies ohne grosse Änderungen im Verkehrssystem möglich. Im westlichen Abschnitt, von welchem auch der Verkehr auf die Europabrücke verzweigt, muss ein Teil des Straßenverkehrs verlagert werden. Dies geschieht zum einen bereits durch den neuen Autobahnanschluss, welcher aktuell realisiert wird, und zum anderen durch die Neustrukturierung des MIV und ÖV im Bereich der Bändlistrasse.

Das Projekt Ensemble findet sich durch unsere Entwurfsidee inmitten der Stadt wieder. Durch die Verknüpfung der unterschiedlichen Mobilitätsträger wird hier eine neue Zentralität geschaffen. Der öffentliche Stadtraum stark begrünt und mit hellen sickerfähigen Belägen wie Kiesflächen, gestaltet. Vom Turbinenplatz an und entlang der Förrlibuckstrasse entsteht eine Abfolge an Plätzen, in deren Zentrum der Förrlibuckplatz liegt. Dieses Ensemble von öffentlichen Räumen soll künftig den Trittstein zwischen dem bestehenden Zentrum Hardbrücke und dem neuen Zentrum Hardturm bilden.

Diese sowie weitere Ergebnisse des Projektes werden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 03. Dezember im Kulturpark Zürich präsentiert und diskutiert. Mehr Informationen über das Projekt und die Veranstaltung unter www.dielebenswertestadt.ch